Rezension:Der Marathon Mann (DVD)

"Der Marathon Mann" ist ein psychologisch ausgeklügelter Action -Film des Regisseurs John Schlesinger, der auf mich zunächst ein wenig verwirrend wirkte, weil die etwas verwickelten Handlungsstränge anfänglich bei mir einen chaotischen Eindruck hinterließen. Dieser Film ist subtil. Man muss ihn sich sehr aufmerksam anschauen, um ihn in all seinen Facetten zu begreifen.

Der Doktorand und Marathonläufer Thomas Babington Levy (Dustin Hoffmann) schreibt an einer Doktorarbeit, deren Schwerpunkt eine kritische Beleuchtung der McCarthy Ära ist. (Zum besseren Verständnis: McCarthy (1908- 1957) war ein amerikanischer Politiker und in den 1950er Jahren die treibende Kraft einer antikommunistischen Verfolgungswelle, die sich besonders gegen Regierungsangestellte, Künstler und Intellektuelle richtete.)

Levys Vater war Geschichtsprofessor und verübte zu Zeiten der McCarthy -Ära aufgrund seines Verfolgtwerdens Selbstmord. Offenbar konnte er den psychischen Druck, den die McCarthy-Leute auf ihn ausübten, nicht aushalten. Im Gegensatz zu seinem Bruder ist der Doktorand Levy ein Intellektueller. Er lebt bescheiden und ist ähnlich wie sein Vater der Wissenschaft verpflichtet. Der Ausgleich zu seinem geistigen Tun ist das Joggen.

Sein Bruder, von dem er annimmt, dass er mit Ölgeschäften zu Reichtum gekommen ist, arbeitet in Wahrheit für eine Organisation, die ihre Dienste jedem anbietet, der für die Dienstleitung gut bezahlt. Levys Bruder liebt ein luxuriöses Leben und ist bereit, dafür auch kriminell zu agieren. Die Organisation, für die er agiert, stellt ihre Dienste auch einem psychopathischen Arzt, der in der NS-Zeit in einem Konzentrationslager Leid und Tod über die Insassen brachte, zur Verfügung.

Dr. Szell lässt sich von Kurieren (Leuten der Organisation) Geld und seine Brillianten, die er einst Juden im Konzentrationslager entwendet hat, aus dem Ausland herbeischaffen und beginnt Levys Bruder zu verfolgen, von dem er annimmt, dass er an sein Vermögen will..... Levy gerät in einen Strudel von Ereignissen, die er erst zum Schluss begreifen wird. Der arglose junge Wissenschaftler muss sich u.a. der perfiden Foltermethoden dieses übrig gebliebenen Nazimonsters aussetzen und beginnt sich zu wehren...

Die pausenlos visualisierten Trainingsläufe für den Marathon lassen den Eindruck einer unendlicher Gehetztheit des Protagonisten entstehen und steigern die Spannung enorm. Schlesinger erinnert daran, dass die Grundmuster von Terror immer die gleichen sind, auch wenn die Auswirkungen verschieden sein mögen. Gottlob haben sie seit der NS-Zeit nicht mehr zu solch perversen Auswüchsen geführt. Die McCarthy Ära verdeutlicht wie schnell Intoleranz auch in demokratischen Ländern zu Verfolgung Andersdenkender führen kann. Ursache der Verfolgung von Andersdenkenden ist immer Intoleranz und mangelnde Liberalität. Schlesinger dokumentiert dies.

Empfehlenswert.




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