Rezension: Commissaire Carlucci - Die Richterin von Nizza


Für Commissaire Carlucci  kann es nicht besser laufen, so wie es jetzt ist. Er ist seit geraumer Zeit Chef der Police Nationale von Antibes und Juan-les-Pins, weit weg von Paris mit all seinem Dreck, seinem Improvisationsdruck, seiner überbordenden Kriminalität und zu allem Überfluss, mit seinen politischen Intrigen, die auch vor den höchsten Kriminalbehörden des Landes keinen Halt machen.
Dagegen hier an der Cote d“Azur  findet er motivierte, gut ausgebildete Mitarbeiter, die sich für ihren Chef genauso ins Zeug legen, wie seine Mannen, die ihm aus der Kapitale gefolgt sind. Seine Herzensdame,  liebevoll  "Nenette" genannt,  leitet als Chefin das benachbarte Kommissariat  von Cannes. Eine glückliche Fügung,  da sich so nicht nur ein gemeinsames Zuhause pflegen lässt, sondern beide sich auch umstandslos  bei der Verbrecherjagd unterstützen können. 
 Antibes selbst ist  ganz seine Kragenweite mit dem malerischen Fort, der verwinkelten Altstadt und dem quirligen Naturhafen, wo er in der warmen Jahreszeit seine Zelte auf einer Yacht aufschlägt, die ihm ein arabischer Scheich zwecks  Betreuung überantwortet hat. Hier an diesem wunderbaren Ort hat er auch neue Freundschaften geschlossen, Freundschaften, die eine gelungene Symbiose mit Herz und Verstand und einer seiner größten Leidenschaften, dem vorzüglichen Essen und Trinken erbringt. Aber was soll man machen, wenn ein ehemaliger   Commissaire aus Algerien eine Altstadtkneipe in Antibes betreibt, bei der alles rund läuft, mit wunderbarem  mediterranen  Essen, dazu den passenden Wein, Gäste, die den richtigen Geschmack mitbringen, und alles bezahlbar, ein seltenes Kleinod an der Cote.
Als hätte Carlucci nicht schon genug des persönlichen Glücks erwischt, wird ganz zu seiner Freude auch noch "sein kleines Mädchen", soeben hat sie erfolgreich die "Ecole nationale  de la Magistrature" in Bordeaux  absolviert, als Untersuchungsrichterin an das Landgericht  Nizza berufen. Natürlich muss zu diesem  Ereignis, als Lucia Carlucci  sich zum ersten Arbeitstag am Landgericht  Nizza in ihrem neuen Büro einfindet und offiziell in ihr Amt übernommen wird, ein ganz besonderer Akt  des Familienclans zelebriert werden. Alle sind sie gekommen, der Familienanhang sowieso, aber auch die zahlreichen Freunde Carluccis und Kollegen aus Pariser Tagen. So ein Ereignis will keiner verpassen, ergibt sich doch wieder einmal die Gelegenheit eine große, gemeinsame Sause zu feiern.
Aber die entspannte Gelassenheit währt nur kurz. Los geht es, als am ersten Wochenende im März, wie jährlich die Rückkehr Napoleons aus dem Exil auf Elba  mit einem großen Schauspiel am Strand von Golfe-Juan nachempfunden wird, einem Ereignis, das in historischen Kostümen Tausende von Besuchern herbei lockt. Gerade hat der Darsteller des französischen Kaisers  den Strand  betreten, als Schüsse fallen, und  Napoleon`s Double  niedergestreckt wird, eine unfassbare Tragödie. Dies ist aber nur der Beginn einer Mordserie,  bei der mehrere hoch gestellte Persönlichkeiten  zum Opfer werden.
Carlucci  als dienstältester  Commissaire mit der größten Erfahrung wird mit diesen Mordfällen betraut, seine  Tochter  bekommt als unabhängige Untersuchungsrichterin  damit ihren ersten Fall zugeteilt. Obwohl sie als Pflichtverteidigerin am Justizpalast  in Paris zuvor schon so manche heikle Situation erlebt hat, wird sie nun mit Aktionen konfrontiert, die im wahrsten Sinne des Wortes ganz böse ausgehen können. Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden, und das Leben ihres Vaters    nicht minder. Was war geschehen?  Mit ihren Untersuchungen haben Vater und Tochter Carlucci in ein Wespennest  gestochen, ein Nest von Verschwörung, wobei eine Anzahl von Reichen und Mächtigen glaubt,  das Schicksal von Staat und Gesellschaft innerhalb ihrer Geheimloge  bestimmen zu müssen.   Gesetze haben für diese Herrschaften keine Geltung mehr, sie alleine bestimmen über Leben und Tod.  Welche Bedeutung hat da noch die Existenzberechtigung eines kleinen Commissaire oder einer  jungen Untersuchungsrichterin, wo doch diese unabhängige, juristische Instanz, einst von Napoleon ins Leben gerufen, bei vielen eh ein Dorn im Auge ist, und besser heute als morgen abgeschafft werden sollte.
Wir erfahrenen Spezialisten in Sachen Commissaire  Carlucci wissen natürlich mittlerweile ganz genau, was uns der Meister zu bieten hat, der Meister des milieugetreuen Krimis, der Meister mit Namen Monsieur Rainer, wohnhaft an der Cote d“Azur, genau dort wo seine Helden zum Einsatz kommen. Dies ist auch ein Teil des Geheimnisses, warum die Story so authentisch ist, das Umfeld so greifbar nach empfunden werden kann, bis hin zu den beschriebenen historischen Ereignissen. Ja  man kann sogar, so man möchte, ähnlich eines Reiseführers alle Punkte aufsuchen , wo Carlucci dem Verbrechen auf der Spur ist. Auch sind Hotels und Restaurants keine Erfindung des Autors. Alles ist exakt so,  wie es  im Roman beschrieben wird. Hier gibt sich Monsieur Rainer einer ganz besonderen Recherche hin. Alles muss stimmen, es kommt ihm auf den Wiedererkennungswert an. Genau so kann man in seinen Kriminalromanen  spektakuläre  Ereignisse der französischen Kriminalgeschichte wiedererkennen, ein weiterer Punkt für höchste Identität. Nimmt man noch den speziellen Charakter des Commissaire hinzu, ist die Melange eines spannenden Krimis perfekt.
Empfehlenswert.


Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon
und  können das Buch bestellen.
  .

Rezension: Das Perseus- Protokoll- Kai Hensel

Die Politologiestudentin  Maria Brecht will mit ihrer Freundin und deren kleinem Sohn ein paar Tage auf der griechischen  Insel Kreta ausspannen, um den Stress nach ihrem Examen vergessen zu machen, um danach ihre Ausbildung  für den diplomatischen Dienst  beim Auswärtigen Amt  zu beginnen. Es ist die Zeit der großen Verwerfungen, die Zeit der drohenden Staatspleite, der radikalen Sparmaßnahmen und der Verelendung von Volk und Wirtschaft. Griechenland muss sich Milliarden an Subventionen von den anderen EU-Ländern erbetteln, eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht.

Für die junge, attraktive Hochschulabsolventin ist dies alles überhaupt kein Thema. Das Hotel ist kommod, das Essen für studentische Verhältnisse geradezu luxuriös, und  der  Strand und die Sonne  vermitteln sinnesfrohe Tage. Um ihrem Körper auch die nötige Fitness zu verschaffen, hat sie sich beim örtlichen Bike-Verleiher ein Mountain-Bike organisiert, um damit eine Tour durch die Berge zu machen. So geht sie es an, bei sengender  Mittagssonne, ohne  jedoch die nötigen Wasserreserven mit zu nehmen. Schnell merkt sie, dass die Hitze für sie ein Problem werden könnte, da weit und breit nichts Trinkbares sich auftut. Nach anstrengender Fahrt bergauf, sieht sie unmittelbar vor dem  Hochplateau einen Wagen stehen, eine gute Gelegenheit vielleicht nach Flüssigem zu fragen.

Der Fahrer des Wagens, eine wenig auffällige Person um die Dreißig,  wirft gerade den Kofferraumdeckel zu, als sie  den Ford Fiesta einer Autoverleihfirma erreicht. Auf der Rückbank sieht sie einen Alukoffer, so wie Flugreisende sie gewöhnlich mit an Bord nehmen. Zögernd spendiert er ihr eine Dose Cola, nicht ohne  sich nach ihrer Herkunft zu erkundigen, um  zu erfragen, was man um diese heiße Mittagszeit ohne Wasser mit einem Bike in den Bergen eigentlich suchen würde. Irgendwie kommt ihr sein Verhalten merkwürdig vor, und sie beschließt schleunigst den Rückweg an zu treten. Als sie das Rad wendet, bemerkt sie Blut hinter dem Ford, und eine Schleifspur zieht sich  durch die Makkia über den Rand der Schotterpiste hinaus, den Abhang hinunter. Schlagartig wird  ihr  klar, dass Böses von diesem Mann ausgeht, dass ihr Leben durch ihn gefährdet ist. Ihr Gespür betrügt sie nicht,  von jetzt an ist  ihr Dasein ein einziges Himmelsfahrtkommando.

Der Autor Kai Hensel hat die Wirren in Griechenland genutzt, um sie zum Schauplatz eines mörderischen Thrillers zu machen. Er bezieht den gesamten östlichen Mittelmeerraum in die Geschehnisse mit ein, nebst den Strömen von Illegalen, die Griechenland  als Einfallstor  nutzen, um sich in die West- und Nordeuropastaaten  durch zu schlagen. Als Vorlage dient ihm der Putsch der Obristen von 1967, der vom amerikanischen Geheimdienst ausgeheckt,  dazu dienen sollte, Griechenland nicht den Kommunisten zu überlassen. Bekannt wurde dieser Putschplan unter dem Namen: das Perseus-Protokoll.  Zart Besaitete möchte ich vorab darauf hinweisen, dass der Autor ziemlich harte Bandagen anlegt, wenn es darum geht Menschen ins Jenseits zu befördern, die Gangart ist oftmals brutal.  Auch wird nicht mit Leichen gespart. Alles in Allem ein sehr spannendes Buch, das die Realität vielleicht blass aussehen lässt, zumindest für die Leser, die nicht täglich mit dem Geheimdienstgeschäft zu tun haben.

Empfehlenswert.
Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.