Rezension Peter J. König: Paul Grote Am falschen Ufer der Rhone Kriminalroman- dtv

Es gibt viele Arten von Kriminalromanen, aber Paul Grote, der Berliner, studierter Politologe und Soziologe mit seiner 15jährigen Erfahrung als freier Journalist in Südamerika hat sich als Basis seiner Kriminalgeschichten das Thema Wein zu eigen gemacht. Auf die Idee kam er dazu, als er in Argentinien und Chile sich mit dem dortigen Weinbau und den besonderen Weinen befasst hat. Seine dort erworbenen profunden Kenntnisse und seine Zuneigung zu gut und spannend konzipierten Krimis haben ihn auf die Idee gebracht, eigene Kriminalromane zu schreiben, die in Verbindung mit Wein stehen und die gleichzeitig in den bekanntesten Weinbau-Gebieten Europas und darüber hinaus spielen.

Ob in Bordeaux, im Rioja, am Duoro, an der Mosel, im Chianti, in Burgund oder im Piemont und, und, und, überall sind scheußliche Verbrechen verübt worden, die Paul Grotes weinbesessene Protagonisten entweder verübt oder aufgeklärt haben. So kann der Autor mittlerweile auf 12 Werke zurückblicken, sein 13ster Krimi ist "Am falschen Ufer der Rhone". Und sie waren alle erfolgreich die Geschichten aus den berühmten Anbaugebieten, sodass Paul Grote mittlerweile längst als der erfolgreichste Autor in Sachen Wein-Krimi hierzulande gilt. 

Die Melange aus Bösem, Wein selbst und vor allen Dingen das profunde Sachwissen rund um den Wein, der Anbaugebiete mit seinem ganz speziellen Terroir, der Besonderheit der Winzer, der Region und der individuellen Vinifizierung ist nicht nur spannend und aufklärend, sie nimmt den Leser mit, elektrisiert ihn geradezu, auch wenn er in Sachen Wein nicht der größte Experte ist. Ja, es ist dieses Zusammenspiel aus Nervenkitzel, kulinarischem Wissen und dem besonderen Typus jedes einzelnen Weingebietes, das die Leser reizt. 

Am Ende hat man überdurchschnittliche Kenntnisse der Weine aus den Regionen, hat Land und Leute kennengelernt, denn bevor Grote sich zum Schreiben niedersetzt, hat er ausgiebigste Recherchen vor Ort hinter sich, neue Freundschaften mit bekannten ortsansässigen Winzern geschlossen, die ihm dann auch verraten haben, was hinter den Kulissen sich nur sehr zögerlich erzählt wird. Alle diese Ingredienzien haben den meisterlichen Autor zum Erfolg geführt. 

Wie der Titel schon sagt, ist diesmal die Rhone mit ihren berühmten Wein-Gemeinden und weltweit bekannten Weinen der Ort des Geschehens. Natürlich kommt hier die Appelation "Chateauneuf du Pape" ins Spiel, am linken Ufer der Rhone, wo Martin Bongers, ein ehemaliger Weinhändler aus Frankfurt und alter Bekannter in Paul Grotes Krimi-Sammlung , den es mittlerweile nach Bordeaux verschlagen hat, wo er das Garagen-Weingut seines ermordeten Freundes übernahm, für seine französische Patentochter Simone ein geeignetes Weingut sucht, wo sie nach erfolgreichem Studium als Weinbautechnikerin ihr Wissen in einer anderen fachlichen Umgebung vertiefen kann. 

Doch der Spitzenwinzer, den Bongers dafür ins Auge gefasst hatte, ist seit zwei Jahren spurlos verschwunden. Und ein weiterer Winzer der ersten Garde, beide hatten den berühmten"Concours de la St. Marc" hintereinander gewonnen, eine Auszeichnung, die in Frankreich und weltweit zu höchsten Ehren führt, wurde durch einen nicht aufgeklärten Autounfall getötet. Dies kann doch kein Zufall sein. Simone, die engagierte Jungwinzerin gerät in den Sog einer Serie von Verbrechen, auch weil ihr Patenonkel nicht an solche Zufälle glaubt und somit ihre Neugierde weckt. Dabei lernt sie Thomas kennen, ebenfalls seines Zeichens deutscher Jungwinzer aus der Pfalz, der nach einer unglücklichen Frauengeschichte sich spontan nach Lirac am rechten Ufer der Rhone aufgemacht hat, um dort seine Kenntnisse in Sachen Rhone-Weine zu vertiefen, aber auch um Abstand zu gewinnen. 

Und wie der Autor es so will, treffen beide jungen Weinmacher aufeinander und werden verstrickt in die Auswirkungen von Verbrechen, die sie als seriöse Winzer mit Herzblut nicht für möglich gehalten hätten. Wie immer ist auch dieser Kriminalroman von Paul Grote vielschichtig, komplex und ausdrucksstark, soll heißen, es gibt unterschiedliche Geschichten, die bestens miteinander verwoben sind, alles ist zunächst sehr undurchsichtig, aber dadurch besonders spannend, und auch an Emotionen fehlt es durchaus nicht. Und wie immer versteht es der Erzähler bei aller Aufklärung doch letztlich einen nebulösen Schleier der menschlichen Untiefen zurück zu lassen. Es ist der Phantasie des Lesers überlassen, diesen zu deuten. 

Ebenso gilt dies für die Freundschaft von Simone und Thomas, über eine französisch-deutsche Assemblage hat Paul Grote jedenfalls nichts gesagt. Aber das kann ja noch kommen, denn der versierte Krimi-Autor wird sich in andere Wein-Regionen aufmachen, wo ebenfalls Verbrechen lauern und wer weiß, wen man dort auf kriminalistischen Nachforschungen trifft? 

Paul Grote jedenfalls war dann schon da, denn ohne die Weine und eine gründliche Recherche vor Ort geht es einfach nicht. 

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

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Am falschen Ufer der Rhône: Kriminalroman

Rezension: Peter J. König -Stille Wasser - Commissario Brunettis sechsundzwanzigster Fall- Diogenes

Donna Leon und ihren Commissario Brunetti noch einmal besonders vorzustellen, heißt schlicht gesagt: "Eulen nach Athen tragen". Wem dieser alte, geflügelte Begriff nicht mehr ganz so geläufig ist, dem sei die Bedeutung noch einmal kurz zurück ins Gedächtnis gerufen. Der antike griechische Dichter Aristophanes hat in einer satirischen Komödie dieses geflügelte Wort geprägt und es steht für eine ganz überflüssige Tätigkeit. In Bezug auf die Kriminal-Autorin Donna Leon und ihren Protagonisten Guido Brunetti, seines Zeichens Commissario der Polizei Venedigs wäre eine Vorstellung der amerikanischen Schriftstellerin, die seit Jahrzehnten in Venedig lebt und ihrer Krimi-Reihe, tatsächlich  "eine überflüssige Tätigkeit", kennt man die Bücher von Donna Leon besonders hierzulande seit vielen, vielen Jahren. Der erste Fall erschien im Jahre 1992 in New York. Der Diogenes Verlag hat die erste deutsche Übersetzung ein Jahr später 1993 herausgebracht. Bei uns verzeichnen die Auflagen jedes neuen Falls absolute Spitzenwerte und die Verfilmungen der Romane erleben selbst bei der Wiederholung der Ausstrahlungen im Fernsehen noch immer Höchstwerte. In ihrem Geburtsland den USA wird die Autorin ebenfalls sehr geschätzt, ebenso in vielen Ländern rund um den Globus, denn "Commissario Brunettis Fälle" werden in 35 Sprachen übersetzt. Die Tatsache, dass Donna Leon sie nicht in italienischer Sprache herausgeben lässt, begründet sie mit der Möglichkeit, so ungestörter in ihrer zweiten Heimat Venedig besser recherchieren zu können.

Nun also zum sechsundzwanzigsten Fall der Bestseller-Autorin:

Einmal wieder ist es glühend heiß im hochsommerlichen Venedig. Die Hitze in den Büroräumen der Questura, wo Commissario Brunetti gerade einen Zeugen zu einem mysteriösen Todesfall einer jungen Frau in der letzten Nacht, gemeinsam mit einem jungen Kollegen vernimmt, ist kaum auszuhalten. Noch weniger erträglich erscheinen den beiden Polizisten die herabwürdigenden Angaben dieses aufgeblasenen Rechtsanwalts, der als Sohn eines der wichtigsten Persönlichkeiten der Stadt glaubt, absolute Sonderrechte zu besitzen. Bevor der junge Beamte voller Zorn seine Kompetenzen vergisst und den arroganten Wichtigtuer attackieren kann, simuliert Brunetti eine Herzattacke. Auf diese Weise verhindert er Schlimmeres, was dem wütenden Kollegen höchstwahrscheinlich seine Karriere bei der Polizei gerettet hat. Die sofort herbeigerufene Ambulanz sorgt für den Abtransport Brunettis ins nahegelegene Ospedale Santi Giovanni e Paolo, wo er trotz des Eingeständnisses seiner Simulanz eingehend untersucht wird. Die behandelnde Ärztin stellt akute, gesundheitsgefährdende Stress-Symptome fest und ordnet einen sofortigen Erholungsurlaub an.

Paola, Brunettis adelige Ehefrau überredet ihren Guido diese Regeneration in einem alten Anwesen von Verwandten auf der benachbarten Insel Sant Erasmo, unweit von Venedig zu unternehmen. Die Villa, heute wird sie nach dem Tod von Paolas Tante kaum noch benutzt, hat ihrer Familie seit ihrer Jugend an schon als Ferien-Domizil gedient. Ganz allein dort hinzufahren, ist die beste Möglichkeit sich zu erholen. Hier in der Abgeschiedenheit und Ruhe, ohne die Hektik von Büro, täglichem Stress und viel Zuviel Touristen soll er mit der Natur, viel Sport und ohne viel Alkohol zurückfinden zu alter Kraft und neuer Energie. Dies gelingt Brunetti allerdings nur einige wenige Tage. Und nachdem der Verwalter des Familien-Anwesens, ein alter Ruderfreund seines Vaters, wie sich bald herausgestellt hat, bei einer Sturmnacht mit seinem Boot verschwunden ist, drängt es den Commissario außer Dienst doch sofort mit den Ermittlungen zu beginnen. Dienst hin, Dienst her, Brunetti fühlt sich in der Pflicht, zumal sich bei Davide Casati, dem Verwalter und ihm, bei den langen, täglichen gemeinsamen Ruderausflügen nicht nur Sympathie und Achtung entwickelt hat, sie waren auf dem Weg Freunde zu werden. 

"Stille Wasser" zeigt erneut, warum auch dieses Mal wieder die Anhänger und Verehrer von Donna Leon absolut auf ihre Kosten kommen. Kaum hat man die ersten drei Sätze gelesen, ist man wieder ganz in die Stadt in der Lagune eingetaucht. Die Personen, das Ambiente, die Sehnsucht und die Spannung, ja die Heimeligkeit der Familie Brunetti, diesmal etwas einseitiger auf den Commissario fokussiert, alles ist wieder da und alles ist so schön und nachdenklich wie bei allen Fällen zuvor. Und wer das Versäumte endlich nachholt und nun seinen ersten Brunetti liest, dem darf gesagt werden: Achtung Suchtpotential, es ist mit erheblichen Neben- und Nachwirkungen zu rechnen. Einen Brunetti liest man nicht nur so, einem Brunetti bleibt man in der Regel auf ewig treu.

Maximal empfehlenswert

Peter J. König 

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Rezension Peter J. König:Grand Prix- Der neunte Fall für Bruno-Chef de police-Diogenes

"Grand Prix" heißt Brunos neunter Fall, der aus der Feder des bekannten Krimi-Autors Martin Walker stammt, einem Schriftsteller, Historiker und politischen Journalisten, der als Schotte seine mittlerweile berühmten Kriminal-Romane im Périgord angesiedelt hat, eine der urfranzösischen Regionen östlich von Bordeaux gelegen. 

Das Périgord ist seit vielen Jahren Walkers zweite Heimat geworden und seine Liebe zu Land und Leuten lebt er öffentlich aus, nicht zuletzt durch seine Bruno- Romane. Bruno, seines Zeichens "chef de police" in der kleinen, pittoresken Gemeinde St. Denis, verkörpert den omnipotenten "flic", der sehr einfühlsam und weitsichtig für die Einwohner seines Ortes alles gibt, natürlich um sie zu schützen, aber auch um so manche Verfehlung mit viel Geschick unbürokratisch und ohne größere Folgen aus der Welt zu schaffen. 

Mit diesem Engagement hat er die Herzen der Menschen in St.Denis für sich nachhaltig gewinnen können, sie vertrauen ihm, er ist ein tragender Teil ihrer Gemeinschaft geworden. Auch als "Single" zeigt sein Charme immer wieder Wirkung bei der "holden Weiblichkeit" des Ortes. Die Damen, ob jung oder bereits gereift, signalisieren durchaus Interesse an dem gestandenen Polizisten, der in seinen jüngeren Jahren sich die Hörner in der Fremdenlegion abgestoßen hat, bevor er in St. Denis zum "chef de police" avancierte. 

Hier im Périgord im kulinarischen Herzen Frankreichs mit seinen liebenswerten Menschen hat er seine berufliche Erfüllung gefunden. Als Polizist ist er gleichsam Respektsperson, ebenso auch Freund, der sich um die vielfältigen Belange in der Gemeinde mit ganzem Herzen und nimmermüden Engagement kümmert. So hat er sich auch dem neuesten Projekt in Sachen Öffentlichkeits-Arbeit von St. Denis verschrieben, einer Oldtimer-Rallye, die den Ort überregional bekannt machen soll, um neue Besucher anzulocken. 

Unter den Teilnehmern der Rallye befinden sich zwei junge Sammler, deren Interesse weit über die Freude am Rallye-Sport hinausgeht. Sie sind auf der Suche nach dem legendären Bugatti Type 57 SC Atlantic, einem der schönsten und teuersten Sammlerobjekte der Automobil-Geschichte. Insgesamt wurden nur vier Modelle davon gebaut, wobei bei dreien der Verbleib bekannt ist. 37 Millionen Dollar wurde zuletzt von einem kalifornischen Museum bezahlt, als sich die Möglichkeit ergab dieses Ausnahme-Exemplar von Bugatti zu erwerben. Ein zweiter Bugatti Atlantic hat der Designer und Modemacher Ralph Lauren ersteigert, das dritte Fahrzeug wurde bei einer Kollision mit einem Zug komplett vernichtet und der vierte Wagen verschwand spurlos, als die Franzosen unmittelbar vor der deutschen Besatzung die Maschinen und den Fuhrpark von Bugatti aus dem Elsass nach Bordeaux auslagerten. 

Der Legende nach soll diese automobile Pretiose auf dem Weg durch das Périgord auf einem Schloss in der Nähe von St. Denis das letzte Mal gesichtet worden sein. Da ist es doch kein Zufall, dass zwei bekannte Händler und Sammler von Oldtimer bei der Rallye in St. Denis auftauchen? Und was hat dies mit dem plötzlichen Tod eines ortsansässigen Historikers zu tun, der sich bestens mit der regionalen Geschichte während der Kriegszeit des Zweiten Weltkriegs auskennt?

Diese Fragen und viele weitere beantwortet "Der neunte Fall für Bruno". Auch jetzt ist es Martin Walker wieder bestens gelungen, Authentisches mit Spannendem zu mixen. Authentisch sind die Beschreibungen der malerischen Landschaft im Périgord, seiner Menschen, und wie kann es bei Walker anders sein, die ausschweifenden Erläuterungen des großartigen, reichhaltigen Angebots der kulinarischen Möglichkeiten hier im Garten Eden Frankreichs. Spannend wie immer ist es auch Monsieur Bruno, Chef de Police bei seiner kriminalistischen Arbeit über die Schulter zu sehen, um immer wieder die Verderbtheit dieser Menschen zu erleben, die aus lauter Gier vor nichts zurückschrecken. 

Da wundert es auch nicht, dass selbst der Geheimdienst und die europäische Polizeibehörde an der Aufklärung beteiligt sind, werden doch Geldwäsche, terroristische Aktivitäten und Betrug größten Ausmaßes vermutet. Wie immer behält Bruno den Überblick, wie immer ist es auch nicht nur sein geliebter Basset, der mit ihm allein die Abende verbringt. Dafür sind wir in Frankreich, im Périgord, dort wo das positive Lebensgefühl noch allererste Priorität genießt. Martin Walker hat es verinnerlicht und er geizt nicht damit, es durch seine Krimis den Lesern zu vermitteln. 

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

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